„Ich glaube, mir gefällt der Beruf so gut, weil eine Eigenschaft all meine verflossenen und jetzigen Berufswünsche eint: Verantwortung.“

Moin, ich bin Hannah Baumann, 27 Jahre alt, und in den letzten Zügen meines zweieinhalbjährigen Volontariats bei der Neuen Osnabrücker Zeitung.
Dabei wollte ich zunächst gar nicht Journalistin werden. Meine Berufswünsche flogen so schnell hin und her wie jetzt meine Finger über die Tastatur: Tierärztin, Pilotin, Berufsreiterin, Schriftstellerin. Es ist ein Fluch und ein Segen zugleich, wenn man sich für viele Themengebiete interessiert. Aber nie stand Journalismus auf meinem Plan.
Aber da war ich nun: nach meinem abgeschlossenen Studium der Germanistik und der Kunstgeschichte. Mir war nicht ganz klar, was ich wollte, aber ich wusste sehr genau, was ich nicht wollte. Museumsarbeit – ausgeschlossen. Ich war schon immer sprachinteressiert und journalistisch zu arbeiten, erschien mir eine gute Idee. Deshalb versuchte ich mich im Schreiben und war sehr erleichtert, als ich die Chance bekam, ein dreimonatiges Praktikum in der Lokalredaktion der NOZ zu machen – ohne journalistische Vorerfahrung oder eine freie Mitarbeit.
Was danach kam, war eine steile Lernkurve. Vom Praktikum ging es beinahe nahtlos ins Volontariat. Dort habe ich zunächst Melle und das Wittlager Land samt ihrer Bewohner kennen und lieben gelernt. Schnell merkte ich, dass ich mich in diesem Beruf gar nicht für ein Thema entscheiden muss. In meiner Berichterstattung durfte ich alle Themen, die die Leute bewegen, aufnehmen. Das kam meiner Neugierde auf sämtliche Themengebiete zugute.
Im Volontariat lernt man das Handwerkszeug, aber ich bin nicht nur fachlich gewachsen, sondern auch persönlich. Man lernt, mit schwierigen Gesprächspartnern umzugehen, kritische Fragen zu stellen – und empathisch zu sein.
Ich glaube mir gefällt der Beruf so gut, da eine Eigenschaft meine verflossenen und jetzigen Berufswünsche eint: Verantwortung. Dieses kleine, große Gefühl, wenn eine Person mir ihre Geschichte erzählt, so persönlich oder rein fachlicher Art sie auch sein mag, hat mich seit meinem ersten Praktikumstag an berührt. Die Protagonisten unserer Geschichten geben ein Stück von sich selbst in meine Hände und somit unter die Augen der Öffentlichkeit. Damit sorgfältig umzugehen, ist für mich eine zentrale Aufgabe im Journalismus.
Jetzt, zum Ende meines Volontariats, wundere ich mich manchmal, wie schnell ich von der redaktionellen Anfängerin zur Vollblutjournalistin wurde. Doch ich kann mir keinen anderen Beruf mehr vorstellen, denn man bleibt auch nach Feierabend Journalistin. Der Job hat mich geprägt. Deshalb freue ich mich sehr, dass ich nach zwei Jahren und vier Monaten Volontariat bald meine neue Stelle als Redakteurin antreten. Einen Tipp, den ich jedem geben kann, der sich für die Ausbildung zum Redakteur interessiert, ist seinen moralischen Kompass aufzufrischen und ihn in jedem Fall zu bewahren. Journalismus ist Demokratie. Und jeder, der in diesem Beruf an etwas glaubt,
kann seriösen Qualitätsjournalismus machen und die Demokratie stärken.